Die Tatsache, dass wir beide auch Mütter sind, hat großen Einfluss auf unsere Arbeit. Nicht nur im organisatorischen Sinn. In den letzten 7 Jahren, seit es StoryAtelier gibt, haben wir uns oft mit unseren Kindern ausgetauscht: Wir zogen sie zu Rate, etwa um ein pädagogisches Museums-Abenteuer zu entwerfen, wir haben mit ihnen neue Videoschnittprogramme am Handy ausprobiert oder mit ihnen über Themen gesprochen, die in unseren Workshops eine zentrale Rolle spielten: Mobbing in der Schule etwa, oder der Umgang mit Fluchtgeschichten, Chancen von Mehrsprachigkeit, Schätze von Kulturen und Natur weltweit, das Bedürfnis nach Freiräumen beim Lernen oder Projekte rund um die Klimakrise.
Dabei haben wir uns immer wieder gefragt, ob und wie unser Schulsystem die Kinder adäquat auf die Zukünfte in einer klimaveränderten Zeit vorbereitet, die auf sie zukommen. Werden sie kreativ und flexibel genug mit den Herausforderungen umgehen können, selbständig Initiativen ergreifen und mit anderen kooperieren können? Werden sie gut mit ihren Gefühlen umgehen und auf sich selbst und andere achten? Werden sie kritisch denken und lösungsorientiert handeln?
Sehr oft saßen wir umgekehrt in Erwachsenen-Gruppen zusammen, die erlebten, wie wirkungsvoll die Arbeit mit ihren Geschichten und Werten ist, wie empowernd und inspirierend ein Design Thinking Prozess ist oder wie radikal überraschend es ist, wenn Zukünfte im Plural gedacht werden.
Einige unserer stärksten Erkenntnisse der letzten Jahre waren:
– dass Innovationsgeist, kritisches Denken, werteorientierte Kommunikation und zeitgemäße Formen der Zusammenarbeit bei Weitem nicht das Monopol der erwachsenen (Arbeits-) welt bleiben dürfen;
– dass Ethik, hier verstanden als die reflektierte Auswirkung unseres Handelns auf uns selbst, auf andere und auf die Umwelt, zu einem wesentlichen Baustein des Bildungssystems werden muss, neben der reinen Wissens und Kompetenzvermittlung;
– dass weltweit bereits großartige Pionierarbeit von und mit jungen Menschen an einigen Schulen und in außerschulischen Projekten geleistet wird
– und dass aber viel zu wenig davon in unser eigenes Schulsystem durchgedrungen ist.
So haben wir im November 2021 eine für uns sehr wichtige Entscheidung getroffen und die Satzung von StoryAtelier geändert. Wir haben zwei etwas allgemein gehaltene gemeinnützige Zwecke ausgetauscht gegen die „Förderung von Kunst und Kultur“ sowie die „Förderung der Erziehung, Volks- und Berufsbildung“. Die Idee dahinter? Uns mit unserer Arbeit viel intensiver mit dem Bereich „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ zu befassen.
Kommunale Bildungslandschaften
Durch die Zusammenarbeit mit Vereinen und Organisationen, wie der GIZ mit ihrer Globalen Initiative zur Verbreitung innovativer Arbeitsmarktdienstleistungen für Jugendliche (YouMatch II), dem Kölner Verein Coach e.V. oder dem Kölner Verein GiTrust haben wir erkannt, dass Schule als eingebettet in kommunalen Bildungslandschaften zu denken ist:
Nur wenn schulische und außerschulische Bildungsorte, Unternehmen, Organisationen und Kulturstätten miteinander interagieren, kann die Kluft zwischen Wissen, Reflexion und Handeln an Schulen überbrückt werden. Umgekehrt kämpft nachhaltige Bildung in einem nicht-nachhaltigen System gegen Windmühlen. „Kinder lernen in den von ihnen vorgefundenen Lebenswelten – das ist die mächtigste Lernquelle überhaupt“ schreibt die Kölner Lehrerin Inga Feuer im Buch Schulen handeln in der Klimakrise, herausgegeben von parto. Starke kommunale Bildungslandschaften haben die Chance, dass alle Akteure sich gegenseitig positiv beeinflussen und nachhaltig entwickeln.
Unsere Leitfrage bei der Entwicklung eines für Schulen attraktiven Formats war: Wie können wir dazu beitragen, dass eine Generation an jungen Menschen heranwächst, die in Kontakt mit sich selbst sind, über die richtigen Werkzeuge verfügen, um komplexe Zusammenhänge zu erfassen und selbstwirksam die Wege ihrer Zukunft zu erschließen?
Mit einem starken Fokus auf die Global Goals, die 17 von der UN ausgerufenen Nachhaltigkeitsziele, sollten sich Schülerinnen und Schüler mit sich selbst und ihren Zukünfte-Vorstellungen befassen dürfen, Themen und Herausforderungen finden, die sie persönlich interessieren und kreativ eigene Ideen und Prototypen dazu entwickeln.
Daraus ist das Format „Die Morgenmacher – Schülerinnen und Schüler machen Zukunft“ entstanden.
Wir sind überglücklich, mit der Rheinischen Stiftung für Bildung nun einen Partner an der Seite zu haben, der uns von Anfang an begleitet und hilft, dieses Projekt an möglichst vielen Schulen der Region gedeihen zu lassen. Über das Konzept, die Entwicklung und die Durchführung der „Morgenmacher“ werden wir in einem weiteren Blogbeitrag ausführlich berichten.
Bei der Konzeptentwicklung hatten wir jedenfalls wieder kreative Köpfe an unserer Seite: Unsere eigenen Kinder!