Weibliche Genitalverstümmelung (FGM) ist eine fundamentale Menschenrechtsverletzung. Es ist nicht nur ein unwiderrufbarer, körperlicher Einschnitt, sondern auch ein seelisches Gewaltverbrechen. Weltweit sind 200 Millionen Frauen und Mädchen betroffen. Allein in Deutschland leben schätzungsweise 47.000 Opfer von Exzision. Zahlreiche Organisationen engagieren sich weltweit für eine Abschaffung dieser zerstörerischen traditionellen Praxis und leisten Aufklärungsarbeit. Unter ihnen auch der GAMS in Belgien (Groupe pour l’abolition des mutilations sexuelles).
Gemeinsam mit dem GAMS und finanziert durch Alter Egales hat StoryAtelier gGmbH von 2017 bis 2019 drei Digital Storytelling Workshops für insgesamt 24 betroffene Frauen durchgeführt, um die persönlichen Geschichten der Frauen einzufangen. Über die Exzision (oder angedrohte Exzision von Töchtern) hinaus, ging es um Erfahrungen von Zwangsheirat, häuslicher Gewalt und die Bedrohung, von radikal islamische Gruppen entführt zu werden, welche die Frauen zur Flucht bewogen haben. Die Geschichten sind nicht nur wichtig für die Aufklärungsarbeit, sondern ein Prozess, in welchem die Frauen selbst ein Stück weit seelische Heilung erfahren! Jedes der Workshops wurde durch eine Psychologin begleitet, um psychologische Sicherheit zu gewährleisten und der Gefahr einer Re-Traumatisierung vorzubeugen. Für die Frauen waren die Workshops ein geschützter Raum, in dem einige der Betroffenen zum aller ersten Mal frei und offen über ihre Verletzungen sprechen konnten. Doch auch den anderen Geschichten zuzuhören, stärkte die Frauen in ihrer Überzeugung, dass man das Schweigen brechen muss, um etwas zu verändern, was vielen nicht sofort leicht fällt, da in vielen Herkunftsländern der Frau das Wort abgesprochen wird. Wir erfuhren einige Monate später, welche nachhaltigen Veränderungen dieser Workshop in Auftritt und Selbstbewusstsein bei manchen der Frauen gestartet hatte.
Dieses Herzensprojekt „Briser le silence“ – „Break the silence“ – ein Projekt für geflüchtete Frauen, die vor Gewalt, Zwangsheirat und Beschneidung geflüchtet sind, hat es sogar bis ins belgische Live Fernsehen geschafft. Ein wichtiger Meilenstein in der Aufklärungsarbeit und ein noch größerer Meilenstein für die Frauen, die sich selbst nicht mehr nur als schwach und machtlos sehen wollen. Die Geschichten werden noch heute im Rahmen von Konferenzen und der politischen Arbeit gezeigt.
Break the silence Interview im Live Fernsehen:
Artikel über den ersten Workshop (auf Englisch):