Menschen brauchen Geschichten. Geschichten helfen uns, uns selbst und unsere Umwelt zu begreifen. Wir erfassen alles um uns herum im Kontext. In der Wissenschaft nennt man das „Narrative Psychologie“. Man geht davon aus, dass der Mensch Ereignisse im Zeitablauf zu Geschichten verknüpft, um bestimmte Situationen in der Gegenwart zu begreifen. Das Gedächtnis spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Es erfasst Informationen besser, wenn sie in Geschichten verpackt sind. Voneinander losgelöste Einzelinformationen, machen es dem Gedächtnis schwer sie sich zu merken, denn das Hirn hat die schlechte Eigenschaft allem Bedeutung beizumessen. Mit Hilfe von Geschichten kann man besser zwischen wichtiger und unwichtiger Information differenzieren. Ausserdem helfen die Geschichten sich größere Menge an Informationen gleichzeitig zu merken.
Bevor etwas in jedoch in der Erinnerungsdatenbank gespeichert wird, kategorisiert das Hirn in bereits Erlebtes oder Unbekanntes. Synapsen verknüpfen das gerade Erlebte mit bekannten Mustern und versuchen die richtige Verhaltensweise dafür zu finden. Unbekanntes, neu Erlebtes wird verglichen. Gibt es kein vergleichbares Gefühls-/Verhaltensmodell dafür, so greift das Hirn aber auch auf alte Muster zurück und entwickelt ein neues. Das Hirn spiegelt aber auch Verhaltensweisen, das heißt es schaut sich Verhaltensmuster anderer Menschen ab.
Alle Geschichten sind immer nur Varianten von bekannten Geschichten. Es gibt nichts, was es noch nicht gab! Es gilt die beste Variante zu finden. Dabei folgen alle Geschichten einem Urmuster: Problem – Lösungsversuch – Leidensdruck – Lösung. In dieser universalen Geschichtsstruktur haben Helden die Hauptrolle. Sie helfen uns, uns hinein zu versetzen. Wir sind emphatische Wesen, die andere Menschen brauchen um zu überleben. Sie machen die Geschichte lebendig und projezierbar. All diese Umstände befördern die Information in das Langzeitgedächtnis.
Der Wahrheitsgehalt einer Geschichte spielt dabei weniger eine Rolle, als die Wahrscheinlchkeit eines guten Ausgangs. Es geht um Glauben, nicht um Wahrheit. Viele nennen dies auch „Hoffnung“.
Hier eine kleine Geschichte, die man sich erzählt:
Eine zufällige Erfindung
1904 entdeckte der Teehändler Thomas Sullivan eine neue Teesorte, die er gerne seiner Kundschaft schmackhaft machen wollte. Zu diesem Zweck stopfte er einige lose Blätter in Seidenbeutel und verschickte sie kostenlos als Proben.
Dass er damit gleichzeitig den Teebeutel erfunden haben könnte, kam Sullivan gar nicht in den Sinn.
Die Kundschaft ging davon aus, man müssen den Tee samt Seidenbeutel in das heisse Wasser tauchen. Der Teebeutel war geboren.
Sullivans Zufalls-Erfindung fand Nachahmer. Immer öfter wurde Tee portionsweise abgepackt, in Tücher aus Baumwolle, Mull oder eben Seide.
Informationsquellen: Das Hirn braucht Helden – Dr. Werner Fuchs, Hirnforscher; http://www.kindernetz.de/infonetz/thema/erfindungen